— Eine „alte“ Industrieregion?
— Infrastruktur
— Erste Fabriken und ihre Gründer
— Die Arbeiterinnen und Arbeiter
— Arbeitsmigration
— Verschiedene Krisen
— Kontinuierliche Industrialisierung
— Industrielandschaft Walgau
— Veränderung des Sozialgefüges
— Rund um die Fabriken
— Wohnen
Industrieschauplatz Frastanz
Industrieschauplatz Nenzing
Industrieschauplatz Thüringen
Industrieschauplatz Bludenz
Industrieschauplatz Nüziders
Industrieschauplatz Gais
Industrieschauplatz Bürs
Industrieschauplatz Satteins
Weiterführende Literatur
Frastanz liegt östlich von Feldkirch am Ausgang des Saminatals. Dank dieses Gebirgsbachs und der Lage an der Ill war es einer der idealen Industriestandorte im Land. Die Anfänge der Industrialisierung vollzogen sich im Ortsteil Felsenau vor den Toren Feldkirchs. Dort hatte sich seit Mitte des 17. Jahrhunderts die städtische Bleiche befunden. Sie wurde 1821 von Christian Getzner gekauft, der in seiner ersten „Rotfarb“ mitten in der Feldkircher Altstadt, im heutigen Palais Liechtenstein, aufgrund von Geruchsbelästigung, Feuergefahr und Verunreinigung des Wassers nicht mehr arbeiten durfte. 1833 entstand in der Felsenau auch eine Leim- und Seifenfabrik der Familie Schatzmann. Der für Frastanz entscheidende Schritt erfolgte aber 1835.
Die Industriepioniere Carl Ganahl, dessen Vater davor schon in Feldkirch und Bludenz aktiv gewesen war, und Fidel Wohlwend errichteten im Dorfzentrum eine Baumwollspinnerei, die spätere Obere Fabrik. Fast gleichzeitig gründete das Feldkircher Unternehmen Graßmayr eine kleine Baumwollspinnerei an der Ill, die spätere Untere Fabrik, die ab 1860 in den Besitz Ganahls kam. Die beiden Fabriken und eine eigenen Türkischrot-Färberei und -Druckerei in der Frastanzer Au machten Carl Ganahl zum unangefochtenen „Herrn“ im Dorf. Industriegeschichtlich interessant ist das fast noch komplett erhaltene Areal im Dorfzentrum an der Oberen Lände 3.
Dort findet man unterschiedlichste Gebäude aus verschiedenen Zeitabschnitten: den imposanten Hochbau von 1836, das Baumwolllager, den sogenannten Wollaschopf aus den 1930er Jahren, den Großbau für die Ausrüsterei von 1950 und die neue Weberei in der Schmittengasse von 1963. In der restaurierten Turbinenanlage der Oberen Fabrik, die im Besitz der E-Werke Frastanz ist, wurde bereits 1997 ein elektrotechnisches Museum eingerichtet, das an die Geschichte der Energieversorgung von Frastanz erinnert. Neben den Fabrikanlagen wurden von der Firma Ganahl auch zahlreiche Häuser angekauft, als Werkswohnungen adaptiert, die Infrastruktur ausgebaut und großer Waldbesitz sowie eine eigene Landwirtschaft erworben.
Die Einwohnerzahl stieg zwischen 1823 und 1910 von rund 1300 auf über 2300. Ab 1880 kamen auch Einwanderer aus dem Trentino. In Frastanz waren die sozialen Auswirkungen der Industrialisierung stärker als in anderen Ortschaften. Adalbert Weltes Roman Schatten überm Dorf aus dem Jahr 1953 beschreibt drastisch den sozialen Wandel und den dominanten Einfluss eines einzigen Unternehmens auf eine ganze Kommune.
Neben der Textilindustrie entwickelten sich in Frastanz um 1900 noch andere Branchen. Eine Betriebsgründung in der Lebensmittelindustrie war die Frastanzer Genossenschaftsbrauerei, die von mehreren Gastwirten geleitet wurde und bis heute existiert. Aus der Rotfarb der Firma Ganahl in der Frastanzer Au wurde 1911 die Vorarlberger Papierfabrik GesmbH, die von mehreren Vorarlberger Industrieunternehmen gemeinsam gegründet wurde. Aus ihr ging wiederum das heutige Unternehmen Rondo Ganahl hervor, das sich ab den 1950er Jahren zum Spezialisten in der Wellpappeerzeugung entwickelte. Neben der kleinen Spinnerei in der Unteren Fabrik entstanden bereits 1836 eine Eisengießerei und eine mechanische Werkstätte, in der zum ersten Mal in Vorarlberg Maschinenteile für die Industrie selbst gegossen werden konnten. 1905 kam es zur Zusammenlegung mit den Rüsch-Werken in Dornbirn, die die Eisengießerei Frastanz allerdings 1914 wegen Unrentabilität schlossen. Nach dem Konkurs des Textilriesen Ganahl 1986 wurden die mehrfach umgenutzten Anlagen an der Ill verkauft und schließlich abgerissen.
In den 1960er und 70er Jahren kamen noch ein weiteres Unternehmen der Lebensmittelbranche und der Verpackungsindustrie nach Frastanz. Die Lustenauer Firma Fa. Wilhelm Grabher & Co. nutzte die logistisch gute Lage an der Bahn und baute 1961 ein Lagerhaus in Frastanz. Daraus entwickelte sich einerseits die Firma Frucht Express Grabher in Frastanz, andererseits der 11er, eine Pommes-Frites Fabrik an der Galinastraße, die sich aber bereits auf Nenzinger Gemeindegebiet befindet. Der Klebeband- und Verpackungshersteller Müroll nahm die Produktion 1964 ursprünglich im Dorfzentrum auf und übersiedelte nach 1978 in einen Neubau in der Nähe der Autobahn. Die Firma Reisch Maschinenbau entwickelte sich aus einer kleinen mechanischen Werkstätte in der Alten Landstraße. In den 1960er Jahren stieg das Unternehmen in den Sonderseilbahn- und Sondermaschinenbau ein. Seit 2012 wird am neuen Betriebsstandort an der Sonnenberger Straße produziert.
Weiterführende Literatur
Thomas Welte (Hg.): Frastanz, Frastanz 1997
Christian Feurstein: Zu Papier gebracht: 100 Jahre Rondo Ganahl 1911-2011, Rankweil 2012
Barbara Motter, Barbara Grabherr-Schneider: Orte-Fabriken-Geschichten, 188 historische Fabriksbauten in Vorarlberg, hg. v. Wirtschaftsarchiv Vorarlberg, Innsbruck 2014
— Eine „alte“ Industrieregion?
— Infrastruktur
— Erste Fabriken und ihre Gründer
— Die Arbeiterinnen und Arbeiter
— Arbeitsmigration
— Verschiedene Krisen
— Kontinuierliche Industrialisierung
— Industrielandschaft Walgau
— Veränderung des Sozialgefüges
— Rund um die Fabriken
— Wohnen
Industrieschauplatz Frastanz
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Industrieschauplatz Nüziders
Industrieschauplatz Gais
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