Arbeitsmigration

Durch die Mechanisierung der Buntweberei und andere technische Entwicklungen konnte die industrielle Produktion gesteigert werden und der Bedarf an Arbeitskräften stieg.1 Getzner, Mutter & Cie begann daher in den 1870er-Jahren gleichzeitig mit anderen Unternehmen aus Vorarlberg, Arbeitskräfte aus dem Trentino anzuwerben.

Diese italienischsprachigen Trentiner brachten neue Verhaltensweisen, eine andere Sprache, andere Lebensformen, aber auch Armut und Not mit, da sie ohne Grund und Boden ganz vom Erfolg oder Misserfolg der Fabrik abhängig waren. Den Einheimischen erschienen die äußerst anspruchslosen Menschen in ihrer Armut als roh und kulturlos.2 Sie lebten nach ihrer Ankunft zusammengepfercht in alten Häusern im Dorf, nach dem Bau von Arbeiterhäusern in den kleinen, dennoch in sich abgeschlossenen Arbeitersiedlungen oder speziellen Wohnblocks. „Polentavilla“ oder „Welsches Viertel“ waren Bezeichnungen, die die Wohnbereiche der Einwanderer in der Umgangssprache markierten. Den Italienern und ihren Nachkommen wurde weit bis ins 20. Jahrhundert hinein mit Ressentiments begegnet. Das änderte sich erst, als die nächsten Einwanderungsgruppen die Rolle der Fremdarbeiter übernahmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem raschen Wirtschaftsaufschwung in Westösterreich kamen Arbeitskräfte aus „Innerösterreich“ in den Walgau, speziell aus Kärnten und der Steiermark. In weiterer Folge siedelten sich Arbeitssuchende vom Balkan und aus der Türkei an.

  • 1. Weitensfelder, Industrieprovinz, S. 193
  • 2. Mittersteiner, Diss. Wien 1988, S. 558