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Migration, lateinisch: Wanderung, bedeutet eine räumliche Verlagerung des Wohnsitzes, kennt viele Formen und Ursachen. Die häufigsten Formen bilden die Binnen- und die internationale Wanderung, die saisonale und die endgültige Migration. Mit Blick auf die Ursachen spricht man von mehr und weniger freiwilligen Wanderungen wie der Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsmigration oder von erzwungenen wie Flucht, Vertreibung und Verschleppung. „Aufs Ganze und auf Dauer gesehen“, konstatiert der Autor Hans Magnus Enzensberger, seien „stationäre Populationen“ in der Menschheitsgeschichte die Ausnahme gewesen.1 Dementsprechend ist natürlich auch die Region Walgau im Laufe ihrer Geschichte demografisch mehrfach verändert worden. Hier soll aber im Folgenden nur von den Bevölkerungsverschiebungen jener zurückliegenden Jahrhunderte und Jahrzehnte die Rede sein, die über die historischen Spekulationen hinaus empirisch, das heißt mit verlässlichen Quellen, fassbar sind. Die vorrömische, die romanische und die alemannische Bevölkerung bleibt deshalb außerhalb unserer Betrachtung, obwohl diese großen systemischen Schübe die Feststellung Enzensbergers nachdrücklich unterstreichen.
In Bezug auf die Wanderungsursachen unterscheidet die moderne Migrationsforschung in Push- und Pull-Faktoren für individuelle oder auch kollektive Migrationsentscheidungen. Das bedeutet, jeder Wanderung liegen am Ausgangsstandort abstoßende und/oder anziehende Umstände am Zielort zugrunde. Bei jeder individuellen Wanderungsentscheidung spielen diese Faktoren in unterschiedlicher Gewichtung eine Rolle. Für die Entscheidung des aus der Nenzinger Parzelle Latz stammenden Martin Schedler zu Beginn des 17. Jahrhunderts, nach Ungarn auszuwandern, spielte die behördliche Verfolgung seiner Religion ebenso eine Rolle wie die Attraktivität einer dortigen Glaubensbruderschaft.2 Auch für den Satteinser Josef Weber (1863-1943) gab es für seine Auswanderung ins deutsche Krefeld abstoßende und anziehende Motive. In Vorarlberg fand sich kein geeignetes Betätigungsfeld für einen Chemiker, in Krefeld erhielt er ein attraktives Angebot.3 Bei den Kriegsflüchtlingen aus Bosnien in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre waren es allerdings ausschließlich Push-Faktoren, die sie vor dem Krieg fliehen ließen, der Zielort war in vielen Fällen zufällig.
Den großräumigen auslösenden Faktoren wie wirtschaftliche und soziale Verhältnisse und dem verbreiteten Wissen um ein Wohlstandsgefälle liegen für konkrete Wanderungsentscheidungen meist auch individuelle Motive zugrunde. Etwa vorausgewanderte Familienangehörige oder Dorfgenossen, die eine sogenannte Kettenwanderung auslösten (pull) oder etwa ein drohender Militärdienst (push). Diese allgemeinen Feststellungen treffen auch auf alle Zu- und Abwanderer:innen aus dem Walgau zu.
- 1. Hans Magnus Enzensberger, Die Große Wanderung. Frankfurt 1994, S. 11.
- 2. Siehe Manfred Tschaikner, Ein Brief aus Sabatisch (1642) – Walgauer Täufer in Mähren und Oberungarn. In: Bludenzer Geschichtsblätter 104 (2013), S. 75-80. (siehe Anhang)
- 3. Siehe Meinrad Pichler, Josef Weber (1863-1943) – Ein bedeutender Chemiker aus Satteins. In: Satteins. Ein Walgaudorf erzählt seine Geschichte, Lindenberg 2018, S. 383 f.
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