Am 26. August 1278 lag Rudolf von Habsburg, König des Heiligen Römischen Reiches in der Ebene bei Dürnkrut in einem Graben. Das Schicksal, so schien es, war auf der Seite des Böhmischen Königs Ottokar, sein großer Gegenspieler um die Krone des Reiches. Die Churfürsten aber hatten Rudolf gewählt. Ottokar hingegen weigerte sich, seine Niederlage anzuerkennen und hatte die Huldigung dem neuen König verweigert.
Aber der Habsburger, das Gräflein, wie ihn Ottokar spöttisch nannte, lag jetzt wehrlos im Graben. Das bedeutete Tod oder im besten Fall Gefangenschaft. Der Sieg in einer der größten Ritterschlachten schien Ottokar gewiss. Doch dann griff Heinrich Walter von Ramschwag, ein Graf aus der Ostschweiz mutig in das Geschehen ein und rettete Rudolf das Leben. Ottokar wurde vom Glück verlassen und sein Ende nahte. Zusammen mit 12.000 seiner Mitkämpfer blieb er tot und verstümmelt auf dem Schlachtfeld liegen. Heinrich Walter von Ramschwag wurde von König Rudolf reich belohnt und er erhielt den Reichshof Kriessern, zu dem rechts des Rheines auch das Dorf Mäder gehörte. Der Burgenforscher Franz Josef Huber nennt in seiner Beschreibung der Burg auch den Betrag von 500 Mark Silber, den der Ramschwager für die Rettung des Königs erhalten haben soll, was für damalige Verhältnisse ein Vermögen war. Wahrscheinlich war der Graf Heinrich Walter von Ramschwag auch im Dienst von Hugo von Werdenberg, der ihn im Walgau mit Gütern und Rechten ausstattete. So konnte er die Burg Ramschwag errichten. Da die Bewohner der Region damals noch romanisch sprachen, wurde die Burg „Welsch“ Ramschwag genannt.
Wer waren die Ramschwager?
Die Herren von Ramschwag waren Dienstmannen der Äbte von St. Gallen. Sie erbauten im 10. oder 11. Jahrhundert in Häggenschwil nahe St. Gallen die Burg Alt Ramschwag und später Neu Ramschwag, von der heute nichts mehr erhalten ist. Die Häggenschwiler scheinen keine gute Meinung von ihren einstigen Landesherren zu haben. Laut der dortigen Gemeindechronik hatten sie in der Umgebung einen schlechten Ruf. Immer wieder kam es zu Streitigkeiten mit dem Abt von St. Gallen, dem Bischof oder anderen Adeligen. Die Ramschwager waren schließlich weit herum verhasst. 1271 überfielen sie laut Chronik der Gemeinde Häggenschwil die Stadt Bischofszell und brannten sie nieder. Sieben unschuldige Landsleute ließen sie einfach aufhängen. Auch das Appenzellerland hatten sie überfallen und die Stadt Appenzell eingeäschert. Nach der Schlacht von Dürnkrut und der Errettung des Königs soll ihr Übermut keine Grenzen mehr gekannt haben. Sie waren nun die mächtigsten Herren der heutigen Ostschweiz. Sie waren machthungrig, schraken vor nichts zurück, trieben ein böses Spiel, waren gehasst und gefürchtet. Doch Hochmut kommt vor dem Fall. Schon 1292 wendete sich das Schicksal gegen die Ramschwager. Bei einem Überfall auf die Stadt St. Gallen, bei dem im Vorfeld die Bürger gewarnt wurden, wurden sie vernichtend geschlagen. Viele Ramschwager verloren dabei ihr Leben. Die hochmütigen und grausamen Herren versanken immer mehr in der Bedeutungslosigkeit. Heute erinnert nur noch das Wappen der Gemeinde Häggenschwil, zwei Leoparden an die Herren von Ramschwag. Auch für die Gemeinde Nenzing hat der Schrunser Künstler und Heraldiker Konrad Honold ein Wappen mit den beiden Leoparden entworfen.
Die Burg
Die Ruine Welsch Ramschwag befindet sich oberhalb von Nenzing auf einem Hügel. Wie bereits erwähnt, ließ Heinrich Walter von Ramschwag nach der Schlacht von Dürnkrut das Gebäude errichten. Die Burg bestand im Wesentlichen nur aus einem ungefähr 21 Meter hohen Turm und einem ummauerten Hof. Heute sind noch drei Stockwerke erhalten wobei die Südostecke eingestürzt ist.
Der Bergfried trug ein Walmdach und direkt darunter umlief ein hölzerner Wehrgang den Turm. Auf halber Höhe der Nordwand fällt dem aufmerksamen Beobachter ein unförmiges großes Loch in der ansonsten fast fensterlosen Mauer auf. Es handelt sich hierbei nicht um einen Aborterker, wie früher vielfach vermutet wurde, sondern um den einst rundbogigen Turmeingang. Um in die Burg zu gelangen, musst man zuerst ostseitig über eine schmale, steile Holztreppe empor steigen. Die Stiege war überdacht und durch eine Bretterwand gegen Wind und Wetter geschützt. Auf Höhe des Eingangs musste man im rechten Winkel links auf einen waagrechten Holzkorridor an der Nordwand abbiegen, an dessen Ende man sich linksseitig dem Turmeingang zuwandte, um einzutreten. Der Sinn dieses verwinkelten und engen Aufgangs war es, einem Eindringling den Zutritt so schwer wie möglich zu machen. Es konnte nur eine Person auf einmal den Aufgang durchschreiten. Tatsächlich war diese Konstruktion sehr wirkungsvoll, doch davon später. Dass jemals ein Ramschwager in der Burg gewohnt hat ist eher unwahrscheinlich. In diesem wohl nicht sehr komfortablen Turm hausten wohl eher deren Verwalter, die auch die Leibeigenen bei ihrer harten Landarbeit beaufsichtigten.
Die Nachfolger der Ramschwager
Die Herren von Ramschwag verkauften schon sehr bald, nämlich noch in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Burg an die ebenfalls dem Haus Habsburg eng verbundenen Herren von Landenberg aus dem Tösstal nahe Zürich. 1352 kaufte Graf Rudolf IV. von Montfort Feldkirch die Anlage. Zwei Jahre später verpfändete er Wälschen Rameswag an den Bündner Freiherrn Albrecht von Schauenstein zu Tagstein, der sich für die nächsten zwei Jahre zur Burghut verpflichtete, mit dem ausdrücklichen Verbot, das Pfand einem adeligen Landherrn aus der Region oder einem Feldkircher Bürger weiterzugeben. Grund dafür war die angespannte Lage in der Umgebung mit durchaus auch militärisch ausgetragenen Konflikten. Einige Jahre später war Hartmann von Praßberg der Burgvogt. Im Jahre 1360 griffen Männer des Grafen Albrecht II. von Werdenberg die Burg Welsch Ramschwag an. Hartmann von Praßberg verteidigte schließlich den Bergfried ganz allein und jetzt bewährte sich die komplizierte und verwinkelte Struktur des Auf- und Eingangs in den Turm. Er hatte nur einen Gegner auf einmal am Eintritt zu hindern. Als seine Kraft langsam nachließ, kam ihm endlich Graf Rudolf IV. von Montfort Feldkirch zu Hilfe. 1396 kam die Burg an die Habsburger, durch deren Dankbarkeit und Zuwendung an Heinrich Walter von Ramschwag der Bau einst ermöglicht wurde.
Der Untergang von Welsch Ramschwag
1405 breitete sich ein Aufstand der Appenzeller Bauern gegen ihren Landesherrn, den Abt von St. Gallen bis in den Walgau aus. Als Feinde galten auch die Habsburger und deren Verbündete. In der Sankt Michaels Nacht, die dem Engel mit dem flammenden Schwert geweiht ist, stürmten die Walgauer Welsch Ramschwag und legten Feuer. Zusammen mit den Burgen Jagdberg und Blumenegg, sowie der Feste Bürs brannte sie lichterloh. Heute steht über Nenzing Bazul nur noch ein ausgebranntes, steinernes Skelett. Langsamer als das Zerstörungswerk der Appenzeller, aber ebenso wirksam setzten Regen, Wind, Frost und Hitze in den folgenden Jahrhunderten der Ruine zu.
Quellen
Huber Franz Josef: Wo Graf und Ritter Burgen bauten
Vorarlberger Landesmuseumsverein Jahrbuch 2008 – 2010
Niederstätter Alois: Die Vorarlberger Burgen
2017 Universitätsverlag Wagner Ges.m.b.H
Ruine Ramschwag - Gemeinde Häggenschwil
(http://www.haeggenschwil.ch/ruine_ramschwag.html)
Links
Walgau Wiki - Ramschwag Nenzing (https://wiki.imwalgau.at/Ramschwag_Nenzing)