Sagen

Das Burgfräulein auf Rosenegg

Auf dem Schlößle Rosenegg hat vor Zeiten ein Burgfräule gegeistet, das letztemal hat es noch ein Bürser Büble gesehen. Das Büble hat einmal an einem Abend beim Zunachten hinter dem Schlößle ein Bürdele Holz aufgenommen gehabt und heimzu wollen, und da steht ihm eben das Burgfräule in einem blühweißen Jüpple in den Weg und sagt: "Ei, Büble, lad deine Bürde noch einmal ab, du solltest mir ein Dienstlein tun; ich muß schon jahrweis da geisten und du könntest mich heut erlösen; du wärest grad der Mann dazu." Das Büble aber sagt: "Es hat schon Ave…

Die Schätze auf Rosenegg

In den unterirdischen Gewölben der Burg Rosenegg bei Bürs ist ein überaus kostbarer Schatz vergraben. Er ist in einer Kiste eingeschlossen, und ein schwarzer Hund, der auf dem Deckel sitzt, und das Burgfräulein im blühweißen Jüpple bewachen ihn. Aber auch die Nachbarschaft von Rosenegg ist reich an unterirdischen Schätzen, die noch von den alten Rittern herstammen. An einem gewissen Plätzlein, erzählen sie, soll unter einem Stein zeitweise Gold in eine Maßbuteille herfürtropfnen. Das Plätzlein weiß niemand genau anzugeben, aber soviel ist…

Der Petersstein oder das Teufelswirtshaus bei der Wolfgangskapelle ober Bürs

Der alte Nüßle von Brand machte sich eines Tags auf den Weg zum Bludenzer Jahrmarkt. In Bürserberg kehrte er beim Gamswirt ein, einem weitschichtigen Vetter, um mit ihm einen Kuhhandel abzutun. Nachdem der vollzogene Handel noch mit dem üblichen Kauftrunk begossen war, machte sich der Nüßle in stockdunkler Nacht auf den weg talauswärts; wußte er doch, daß er in Bludenz beim Gerber Schneckennazi jederzeit um Nachtquartier anklopfen könne…

Das dritte Mal

Die Alpe Rüajen liegt im Saminatal, eine Stunde einwärts von der Alpe Amerlug. Gegen Ende des Sommers treibt man das Vieh vom Rüajen ins Amerlug, wo es noch drei Wochen bis zur Abfahrt bleibt. Beim übersiedeln von Rüajen ins Amerlug vergaß einmal der Senn seinen Melkstuhl. Der Senn versprach dem die schönste Kuh von der Habe, der sich getraue, seinen Melkstuhl vom Rüajen zu holen. Der Küher wollte die Kuh gewinnen und ging. In der Rüajenhütte sah er einen schwarzen Mann, der ruhig auf dem Melkstuhl saß. Der Küher sprang gegen den Butz, um ihn…

Die Herren im Herrawald

Der große Herrawald ist im Saminatal. Um seinen Besitz hatten die Frastanzer und Feldkircher einen langen Streit, den endlich die Feldkircher gewannen. Einmal ging ein Mädchen von Frastanz in den Herrawald Beeren suchen. Mitten im Walde sah es da an einem runden Tische viele noble alte Herren sitzen, die ihm eine vergilbte Urkunde übergeben wollten. Die Herren sprachen nicht, aber mit Kopf und Hand winkten sie dem Mädchen zu, es möge die dargebotene Schrift mitnehmen. Das Mädchen aber fürchtete sich und lief fort. Da erscholl im Herrawald ein…

Den Holzschuh nachwerfen

Vor siebzig oder achtzig Jahren war auf der Alpe Älpele im Saminatal viele Jahre ein Hirt, das Mocka-Peterle, der keinen Butz fürchtete. Im Älpele war ein Butz, der dem Vieh nachlief, die Tiere beim Schwanz packte, und dann hatten sie den Kroser. Einmal hörte 's Mocka-Peterle in der Nacht einen furchtbaren Lärm vor der Älpelehütte. Der Hirt trat hinaus und sah, wie das Galtvieh1 angstvoll davonlief. Hinterher sprang ein Mann ohne Kopf und machte ein furchtbares Paar Glaren. Schnell zog der Hirt einen Holzschuh ab und warf ihn dem Butz ans…

Die Drei Schwestern

Auf der Garsellanegg ist vor urdenklichen Zeiten ein Goldwässerlein aus einem Felsen herausgeronnen, und in die Nähe von dem kostbaren Wässerlein sind einmal an einem hohen Feiertag unter der Spätmesse drei Frastner Mädle gekommen, jedwedere ein Kübele am Arm. Ihr werdet sagen: "Die haben gewiß wollen Gold schöpfen?" Nein, dasselb nicht, zum Goldschöpfen wären die drei noch ein bißchen zu närrsch gewesen. Das Handwerk hat nur der Venediger verstanden. Das ist ein Männlein gewesen, es hat vor Zeiten in unserem Ländle viel Ständ und Gäng gehabt,…

Der Schatz auf dem Kläslefeld

Im Volke geht die Sage, es habe auf Frastafeders einmal ein "Heidenschloß" gestanden, von dem rührten viele, viele Schätze her, die dort begraben liegen. Das breite Feld neben den Trümmern des ehemaligen Rittersitzes heißt das Kläslefeld1, und darauf steht ein einsames Haus. Heute sieht man kaum mehr seine Trümmer. In dem Haus hat einmal an einem Weihnachtssonntag unter der Spätmesse eine einfältige Weibsperson gomet (das Haus gehütet). Sie saß auf dem Tisch, das Gesicht gegen das Fenster, und betete den Rosenkranz. Auf einmal sah sie draußen…

Der funkelnde Schatz auf Frastafeders

Die Flur um die Burg herum trägt den Namen Klöslefeld1. Ein altes Haus steht auf dieser Flur. Eine Frau mußte nun einmal während des Sonntagsgottesdienstes das Haus bewachen. Sie sah auf der Wiese draußen einen Haufen -wunderschönen, goldgelben Laubes. Sie ging hinaus, schaute sich den Haufen näher an, nahm dann ein Blatt und ging dann langsam wieder dem Hause zu, mit dem Laube spielend. Als sie über die Schwelle trat, wurde aus dem Blatt ein Goldstück. Natürlich wollte sie noch mehr holen, aber als sie sich umwandte, sah sie, wie ein Geist…

Das Nachtvolk I

Über Frastanz auf dem Kläslefeld steht ein einsames Haus, durch dessen Gang das Nachtvolk seinen Zug nahm. Am Abend mußte man die Haus- und Hintertüre offen lassen, um ihm den Weg nicht zu verlegen. Riegelte man aus Vergeßlichkeit die Türe ab, so machten die späten fremden Ankömmlinge einen solchen Lärm und ein solches Getöse, daß kein Hausinsasse mehr schlafen konnte.1 1. Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 95, Seite 99.

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