Franz Josef Vonbun: Aberglauben und Sagen in Vorarlberg - Bütz

Einleitung
Ludesch
— Der Riese von Barx
— Die Glocke von St. Martin
— Sagen von der St. Martinskirche
— Das Pestkreuz
— Der Tanz mit dem Wassermann
Göfis
— Die Heidenburg in Gävis
— Das Tschöple
— Das Nachtvolk bestraft die Neugier
— Die Pestkapellen in Satteins und Göfis
Nenzing
— Die Pfaffenkellerin
— Die weiße Rübe
— Der Spusagang
—  Der Geist am Stüber-Fall im Gamperdonatal
—  Der Stübageist
— Am Lutzibild
— Das Oterakilkle
— Das schwelcherne Rütle
— Der Butz auf Gamp
— Der Hexenstein
— Der Hirt von Gamperton
— Der Mann mit dem Licht
— Der gesottene Senner auf Panül
— Der stärkste Segen
— Die Beschwörung auf Gamp
— Die Kronentaler
— Die Montafonerinnen
— Die Pfaffakellerin in Gurtis
— Hansmichel
— Kuhbrück
— Notnagel
— Ohne Messe auf die Jagd
— Rutschifengga
— Uf Vals hot's Bütz
— Unglück in allen Himmelsrichtungen
— Wallfahrt und Tod
Frastanz
— Die Schlacht bei Frastanz
— Das Nachtvolk I
— Das Nachtvolk II
— Das dritte Mal
— Den Holzschuh nachwerfen
— Der Schatz auf dem Kläslefeld
— Der funkelnde Schatz auf Frastafeders
— Die Drei Schwestern
— Die Herren im Herrawald
Bürs
— Das Burgfräulein auf Rosenegg
— Der Petersstein oder das Teufelswirtshaus bei der Wolfgangskapelle ober Bürs
— Der welsche Nachbar
— Die Johanneskapelle bei Bürs
— Die Katzen töten
— Die Schätze auf Rosenegg
Schlins
— Goldraub
— Der Schimmelreiter
— Die Pestkapelle in Schlins
Texte
— Franz Josef Vonbun: Aberglauben und Sagen in Vorarlberg - Bütz
— Richard Beitl: Im Sagenwald - Jenseitssorge und Totenfurcht - Nachtvolk

In Zeitschrift für Deutsches Alterthum, Herausgegeben von Moriz Haupt. Elfter Band. Berlin, 1859. S. 170 - 172.

Ein in Vorarlberg sehr gangbarer ausdruck ist butz , plur. bütz.1 darunter werden alle jene aussermenschlichen wesen verstanden welche das volk nach dem aufgeben des glaubens an götter und halbgötter als ein altes stück heidenthum zwischen der gottheit und sich bestehen lässt. es kommt somit das wort butz mit dem griechischen δαίμων beinahe überein. elbe und zwerge, feld- holz und wasserleute, haus - berg- und waldgeister u.s.w., von denen in andern deutschen gauen so viel redens geht, belegt das volk in Vorarlberg mit dem gemeinsamen namen bütz; ja selbst der teufel wird mit auszeichnung der butz genannt.2 es gelten zwar für viele dieser dämonischen wesen auch noch besondere benennungen: so spricht man in Montavon von fenggen, d.i. waldleuten, holzleuten, moos leuten, im Walserthale vom nachtvolk, d.i. vom wütenden heere (um Bregenz sehr bezeichnend Wuothas genannt), im Bregenzer walde von den Venediger männdle, d. i. zwergen; aber alle diese gestalten begreift das volk unter dem worte bütz. da also so viele und verschiedenartige wesen unter bütz verstanden werden, so ist es nicht möglich im allgemeinen über ihre gestalt, ihr gebahren und ihr verhältniss zu den menschen erschöpfendes beizubringen. die gewöhnlichen aufenthaltsorte der bütz sind einsame gemächer (hûs bütz), töbler (tobelbütz), wälder (waldbütz), sümpfe und seen (wasserbütz), burgruinen, verfallene kapellen, hohle baumstämme u.s.w., und alle diese örter gelten als nicht kauscha (nicht geheuer, unheimlich). man sagt dô ist en butz, häufiger aber, da in unserer aufgeklärten zeit der glaube an dämonen rasch zu schwinden beginnt, dô sei en butz oder dô hûse en butz. gar oft heisst es auch von den aufgezählten nicht kauschen orten da geistets oder mundartlich dó goastets, gaestets. gleichwohl unterscheidet das volk zwischen geist oder goast und butz. ein geist war ehemals ein gewöhnlicher, aber böser mensch der nun nach seinem tode um der im leben began genen sünden willen unter mancherlei gestalten an der stelle des verübten frevels unstät umherirrt, jammert und stöhnt, poltert und klopft, oder aber zur hut der schätze, oder zu einer sauern arbeit, zu graben und tragen u.s.w. verurtheilt ist. über den ursprung oder die abstammung der bütz hingegen weiss das volk nichts zu sagen, und wenn dieselben auch oft in gewöhnlicher menschlicher gestalt auftreten , so bezeichnet es sie doch als frönde lüt. sehr viele bütz haben sich aus der frivolen und ungläubigen niederung und aus dem geräuschvollen leben und treiben der thalsohle hinauf in die luftige bergfreiheit der maiensässe und alpen geflüchtet, und das sind die alpabütz, von denen man am meisten zu reden weiss. diese alpabütz beziehen alljährlich im herbst, wenn die letzte kuh bei der abfahrt das gebiet der alpe verlässt, die traulichen deihjen (alphütten) und fliehen , wenn im sommer bei der auffahrt die erste kuh ihren fuss wieder auf die alpe setzt, in wälder und töbler zurück . es giebt fast keine alpe und keine alphütte wo nicht nach dem volksglauben bütz wohnen, die dann den hirten und sennerinnen unerschöpflichen stoff zu sagen und märchen bieten. auf den alpen höhen steht der alte sagenstamm noch unabgestorben mit grünem laub. die alpabütz hausen in den deihjen entweder einzeln und führen dann den namen der alpe : so erzählt man vom Huttlabutz, Novabutz, vom Balzifenzerwibli, nach den alpen Huttlas, Nova, Balzifenz so genannt. unter den einzeln hausenden bützen nennt man auf sehr vielen alpen die alpmuetter mit besonderer auszeichnung sie bezieht im herbste nach dem abzuge der alpleute die deihja, sennet und käset, brüht und fegt brenta (milchkübel) und kessel, dass man weithin den lerm von ihrem schalten und walten hört. oder aber es ziehen die alpabütz in haufen in die im herbst verlassenen alphütten ein, kochen sieden und braten, dass man den ganzen winter über der alphütte einen dicken rauch aufsteigen sieht; oder sie machen mit blashörnern und schwegelpfeifen einen teufels lerm, wie jäger die im winter auf diese höhen auf anstand gehen hoch und theuer versichern. interessant ist die erklärung welche die Walser über die abstammung dieser alpabütz geben : als gott vater die gefallenen engel aus dem himmel warf, so fielen nicht alle in die hölle, etwelche derselben, die weniger verschuldet hatten, sind auf bergen und alpen hängen geblieben und zu alpabütz geworden.[...]

  • 1. sprachlich ist butz noch nicht erklärt. nach Jac. Grimm steht es vielleicht in zusammenhang mit einem goth. biutan, dem mhd. bôzen ( pulsare ).
  • 2. andere namen die das volk dem teufel beilegt sind düfel, deixl, deigl, deigger und merkwürdiger weise auch donder: z.b. sagt man es söllmi der donder holla -- ferner heisst er auch der schwarz, der hörnler, der höller, der unter, der bös find, und bei den aus burgundischem volksstamme entsprossenen , im 13n jh. aus dem kantone Wallis in ihre heutigen wohnsitze einge wanderten Walsern der jómer.

Einleitung
Ludesch
— Der Riese von Barx
— Die Glocke von St. Martin
— Sagen von der St. Martinskirche
— Das Pestkreuz
— Der Tanz mit dem Wassermann
Göfis
— Die Heidenburg in Gävis
— Das Tschöple
— Das Nachtvolk bestraft die Neugier
— Die Pestkapellen in Satteins und Göfis
Nenzing
— Die Pfaffenkellerin
— Die weiße Rübe
— Der Spusagang
—  Der Geist am Stüber-Fall im Gamperdonatal
—  Der Stübageist
— Am Lutzibild
— Das Oterakilkle
— Das schwelcherne Rütle
— Der Butz auf Gamp
— Der Hexenstein
— Der Hirt von Gamperton
— Der Mann mit dem Licht
— Der gesottene Senner auf Panül
— Der stärkste Segen
— Die Beschwörung auf Gamp
— Die Kronentaler
— Die Montafonerinnen
— Die Pfaffakellerin in Gurtis
— Hansmichel
— Kuhbrück
— Notnagel
— Ohne Messe auf die Jagd
— Rutschifengga
— Uf Vals hot's Bütz
— Unglück in allen Himmelsrichtungen
— Wallfahrt und Tod
Frastanz
— Die Schlacht bei Frastanz
— Das Nachtvolk I
— Das Nachtvolk II
— Das dritte Mal
— Den Holzschuh nachwerfen
— Der Schatz auf dem Kläslefeld
— Der funkelnde Schatz auf Frastafeders
— Die Drei Schwestern
— Die Herren im Herrawald
Bürs
— Das Burgfräulein auf Rosenegg
— Der Petersstein oder das Teufelswirtshaus bei der Wolfgangskapelle ober Bürs
— Der welsche Nachbar
— Die Johanneskapelle bei Bürs
— Die Katzen töten
— Die Schätze auf Rosenegg
Schlins
— Goldraub
— Der Schimmelreiter
— Die Pestkapelle in Schlins
Texte
— Franz Josef Vonbun: Aberglauben und Sagen in Vorarlberg - Bütz
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