150 Jahre lang war Frastanz die Tabakhochburg Vorarlbergs. Denn zwischen 1700 und 1850 war die Walgaugemeinde der einzige Ort im Land, in dem die Bauern in größerem Stil ihre Felder mit Tabak bepflanzten. Es waren vermutlich Saisonarbeiter, welche Tabakpflanzen aus dem Elsass ins Dorf mitbrachten. Jedenfalls haben einige findige Köpfe deren Potenzial erkannt, den „Tabacco di Frastanza“ wohl auch gut vermarktet und bis nach Chur und Mailand verkauft. Erst als der Staat mitverdienen wollte und das Tabakmonopol auch auf Vorarlberg ausweitete, ging es mit dem Frast’ner Tabakanbau zu Ende. Die Revolte der Bauern im Jahr 1848 brachte keinen Umschwung mehr.
Im Tabakmuseum Frastanz, das am 7. Oktober 2017 in der Vorarlberger Museumswelt eröffnet wurde, werden die Geschichten rund um den Tabakanbau wieder lebendig. In Szene gesetzt wurden sie durch das Atelier Ender in Nüziders. Die rund 200 Ausstellungsstücke sind nicht etwa in großen Regalen oder gläsernen Vitrinen präsentiert. Vielmehr gilt es, die wertvollen Dokumente, Schnupftabakdosen, Pfeifen und Objekte rund um die Tabakkultur in einzelnen Zylindern und durch Gucklöcher an der Seitenwand zu entdecken. Die Gestaltung der Zylinder erinnert auch in der Farbgebung an Zigarren. Die Besucher wissen daher schon beim Eintritt in den rund 130 Quadratmeter großen Raum, wo sie sich befinden. Das Beleuchtungskonzept und die Anordnung der verschiedenen Themenbereiche führen die Besucher durch das Geschehen und nehmen sie auf eine Reise durch die Geschichte des Tabakanbaus in Frastanz mit. Gezeigt werden prunkvolle Meerschaumpfeifen der Adeligen ebenso wie die selbstgeschnitzten Holzpfeifen der Bauern. Dazu gibt es jede Menge Wissenswertes und Anekdoten, die ein „Geschichtenerzähler“ aufgenommen hat und die von den Besuchern per Knopfdruck angehört werden können.
Einen Kontrast zum modern gestalteten Tabakmuseum bietet die sogenannte „Vorsteherstube“, das Schaltzentrum der Tabakgeschäfte im Ort. Auf Anregung des Frastanzer Altbürgermeisters Harald Ludescher wurde eine solche Stube aus dem 19. Jahrhundert im Museum mit Originalmöbeln nachgebaut. Harald Ludescher war es auch, der das Interesse am „Tabacco di Frastanza“ wieder weckte und den Grundstein für eine Dauerausstellung im Rathaus der Gemeinde legte. Durch die Kooperation mit dem ehemaligen Österreichischen Tabakmuseum, heute JTI Collection Vienna, können seit 2002 über 150 hochwertige Objekte der Tabakkultur des Alpenraums in Frastanz bestaunt werden. Die beiden Kuratoren Dr. Sabine Fellner und Mag. Georg Thiel, zwei profunde Kenner der österreichischen Tabakgeschichte, zeichnen nicht nur für zahlreiche Sonderausstellungen in Frastanz, sondern auch für die museale Aufbereitung im neuen Tabakmuseum verantwortlich.
Im Sommer 2018 konnte die Inventarisierung aller Objekte - initiert durch die Kulturgutwalgau Sammlung Walgau in Zusammenarbeit mit dem Land Vorarlberg - beendet werden. Auf der Seite der Museen in Vorarlberg sind die digital erfassten, fotografierten und beschriebenen Objekte online einsehbar.
Weitere Objekte finden sie auf Kulturgutsammlung Walgau M-BOX.
Tabakmuseum Frastanz
A - 6820 Frastanz
T: +43 (0)5522 51 81 6
E: office@museumswelt.com
W: http://www.museumswelt.com/
Tabakmuseum Frastanz (Museumsverwaltung)
A - 6820 Frastanz
T: +43 (0)5522 515 340
F: +43 (0)5522 515 346
E: buergerservice@frastanz.at
Interviews
1. Sammlerbiografie (0:55 Min)
2. Wann und warum wurde mit der Sammlungstätigkeit begonnen? (6:58 Min)
4. Welches Objekt empfinden Sie als das „Highlight“ Ihrer Sammlung? (1:55 Min)
Downloads
Weiterführende Links
Objekte (Auswahl)
Weitere Objekte finden Sie auf Kulturgutsammlung Walgau M-BOX.
Der Zigarrenspitz aus Meerschaum und Kunststoff stammt aus einer Rankweiler Sammlung von rund 50 unterschiedlichen Tabakutensilien, die 2019 dem Ta
Auf dem Zigarrenspitz (19. Jahrhundert) befindet sich eine vollplastische Darstellung der Göttin "Diana", liegend mit Hund, Pfeil und Bogen.
Grüner Filzhut mit reichlich Deko, rosa Blume, Bild von Kaiser Franz Joseph und Virginia Zigarren.
Filz; 10 x 36 x 30 cm
Kübel aus Holz mit Metallriemen, mit Holzdeckel, Papier mit der Aufschrift "Kübel für Kautabak, Sorte: "Vorarlberger Kautabak", sa
Porzellanpfeife 4-teilig, Mundstück mit Metallgewinde und Verbindungsschlauch, Holm aus Holz, Wassersack aus Porzellan.
Rauch- Epigramm "Raucher einer Dame eine Zigarre anbietend": Zwei Bilder in einem Rahmen angebracht, das obere Bild zeigt eine Man
Ludwig Seeger (geb. 1831 Thüringen, gest. 1893 Wien), auch als "Seeger an der Lutz" bekannt, war er Arzt und Mundartdichter.